Pfarr- und Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt
Die Dekanatskirche von Brixen im Thale ist der bedeutendste klassizistische Sakralbau Tirols.
Im besonderen gilt dies für die Architektur, die sich außen als mächtiger Doppelturmbau darstellt und innen eine eindrucksvolle Verbindung von Saal- und Zentralbau eingeht. Dazu kommt die reiche Ausstattung von hervorragender künstlerischer Qualität.
Baugeschichte der Pfarrkirche
Die Entwicklungsgeschichte der im Ortszentrum gelegenen Pfarr- und Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt konnte bei der Kirchengrabung 1978 geklärt werden.
- Bau (frühes Mittelalter):
Bei der im „Indiculus Arnonis“ erwähnten „ecclesia“ handelte es sich um eine frühmittelalterliche, ca. 8 x 4 Meter große, rechteckige Holzkirche (Saalbau), die wohl im 8. Jahrhundert entstanden sein und bis in die Zeit um 900 existiert haben dürfte, als sie einem Brand zum Opfer fiel und durch einen Steinbau ersetzt worden ist. - Bau (Frühromanik):
Diese Steinkirche mit einfachem Saal und geostetem Chor mit geradem Schluss ist wohl identisch mit der in einer Salzburger Urkunde des Jahres 927 genannten „capella at Prihsinam“. Die Kirche hatte eine lichte Weite von 10 x 7 Metern, der Chor etwa 3,50 Meter im Quadrat; die Mauerstärke betrug ca. 1 Meter, Schiff und Chor waren flach gedeckt. Nördlich der Kirche erhob sich ein freistehender Glockenturm in der Art eines Campanile, mit quadratischem Grundriss (Wandmaß innen 5,30 Meter) und einer Mauerstärke von über 1,50 Meter. - Bau (Spätromanik):
Zu einem Teilabbruch und einer Vergrößerung kam es um 1200. Dieser Bau bestand aus einem rechteckigen Saal mit den stattlichen Maßen von 15,40 x 8 Metern und einer eingezogenen Halbapsis im Osten (Radius innen ca. 2,50 Meter). Diese Kirche wurde wohl im 13. Jahrhundert durch Teilabbruch des Kirchenschiffes und Schleifung des Presbyteriums stark verändert, geringfügig vergrößert (zweischiffiger Saal mit drei Gewölbejochen) und mit einem neuen Chor und einer Sakristei versehen. - Bau (Gotik):
Eine wesentliche Vergrößerung der Kirche erfolgte dann im 14. Jahrhundert: das Schiff wurde auf zwei Joche und 18 Meter Länge erweitert, das polygonal geschlossene Presbyterium auf zwei Joche. Im Jahr 1734 wurde die gotische Kirche unter Beteiligung namhafter Tiroler Barockkünstler wie Jakob Singer (Baumeister), Simon Benedikt Faistenberger (Fresken), Kassian Singer (Stuck), Anton Gigl (Kanzel) und Jakob Zanusi (Hochaltarbild) barockisiert. Der freistehende, romanische Glockenturm hat die Jahrhunderte überdauert, ehe er 1788 abgebrochen wurde.
Der klassizistische Neubau
Schon bald nach der Barockisierung der Kirche stellten sich schwere Bauschäden ein, außerdem erwies sich das Gotteshaus als zu klein, sodass ein Neubau erwogen wurde. 1786 legte der Kitzbüheler Baumeister ANDRE HUEBER einen Plan vor, der wesentliche Teile der alten Kirche (Chor, Sakristei und Turm) erhalten hätte und lediglich ein neues, seitlich ausgebuchtetes Langhaus vorsah; auf Grund des schlechten Zustandes der Altbausub-stanz ließ sich dieser Entwurf aber nicht verwirklichen. Bald darauf legten der Salzburgische Hofbauverwalter WOLFGANG HAGENAUER und wiederum Andre Hueber Risse für einen kompletten Neubau vor, dessen Realisierung sich allerdings verzögerte, da es in der Folge zu schweren fachlichen und persönlichen Auseinandersetzungen gekommen ist. Diese waren auch darin begründet, dass Hueber aus der Tirolischen Stadt Kitzbühel für die Salzburger Behörden als Ausländer galt.
1790 konnte endlich mit dem Bau begonnen werden. Zur Ausführung kam der Plan von Andre Hueber, der aber offensichtlich auch baukünstlerische Ideen Wolfgang Hagenauers übernommen hat. Die reine Bauzeit der Kirche betrug kaum drei Jahre, 1793 waren die Gewölbe eingezogen und die Kirchtürme vollendet. In den nächsten vier Jahren folgte die Ausstattung, wobei es abermals zu einem künstlerischen Wettstreit der beiden Maler Joseph Schöpf (aus Tirol) und Andreas Nesselthaler (aus Salzburg) gekommen ist, der schließlich vom Brixner Pfarrer Sebastian Schlechter mit großer Klugheit geschlichtet werden konnte. Am 11. September 1797 wurde das neue Gotteshaus zu Ehren der Himmelfahrt Mariens und des hl. Martin geweiht. Abgesehen von geringen Veränderungen in der Zwischenkriegszeit (Fenster, Orgel) und der Umgestaltung des Presbyteriums für die durch das zweite vatikanische Konzil geänderte Liturgiefeier hat die Kirche bis heute ihre ursprüngliche Erscheinungsform bewahrt.