Die Kirchen von Brixen im Thale: Historischer Überblick
Der geographische, geschichtliche und kulturelle Mittelpunkt des Brixentales, eines etwa 25 Kilometer langen, bei Wörgl einmündenden Seitentales des Inntales, ist die Gemeinde Brixen im Thale.
Sie hat dem ganzen Tal seinen Namen gegeben, sie besitzt die nachweislich älteste Kirche im weiten Umkreis und ist Sitz des Dekanates, dem alle anderen Pfarreien des Brixentales zugehören.
Der Name Brixen ist vorrömisch, seine ursprüngliche Bedeutung nicht eindeutig geklärt. Vielleicht liegt dem Namen die keltische Wurzel „Rika“ zugrunde, dessen Stammwort „Brixana“ einen „Ort am kleinen Nebengraben“ bezeichnet;eine andere Version vermutet im Ortsnamen das vorrömische Wort „Birk“ (Berg), das schließlich zu „Brixina“ wird und soviel wie „Ort am Berg“ bedeutet. Den ersten Nachweis eines festen Gebäudes in Brixen erbrachte die Kirchengrabung von 1978, als Archäologen unter dem Kirchenboden einen spätantiken Profanbau aus dem 5. Jahrhundert und damit eines der wichtigsten und seltenen römischen Zeugnisse im Tiroler Unterland entdeckten. Mit den Aufzeichnungen des Salzburger Bischofs Arno, der sogenannten „Notitia Arnonis“, einem Güterverzeichnis aus dem Jahr 788, beginnen die urkundlichen Quellen. Hier wird von einer „ad prixina ecclesia cum territorio“ (zu Brixen eine Kirche mit Feldbesitz) berichtet. 1481 wird in Brixen bereits eine Schule erwähnt, in der auch Latein unterrichtet wurde. In den Jahren 1451 bis 1475 wirkte in Brixen, vielleicht auch schon als Schulmeister, Pfarrer Wilhelm Taz, der im Pfarrhof die nach ihm benannte „Taz-Bibliothek“ errichtete. Sie befindet sich noch im Brixner Dekanatsarchiv und ist als eine der wenigen erhaltenen Privatbibliotheken jener Zeit ein bedeutendes Kulturdenkmal des ausgehenden Mittelalters.
1822 entstand das bis über die Grenzen hinaus bekannte Maria Louisenbad. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge des aufkeimenden Fremdenverkehrs auch die Schönheit der Brixner Berge, insbesondere der Hohen Salve, für den Tourismus entdeckt. Durch den Bau der Eisenbahn 1872 wurde der Ort an das internationale Verkehrsnetz angeschlossen.
Die Pfarre Brixen
Brixen ist die Mutterpfarre (8. Jh.) des gleichnamigen Tales und umfasste ursprünglich auch die heutigen Pfarren Kirchberg, Westendorf und Hopfgarten. Hier in Brixen stand die erste Kirche des Brixentales. Im Jahr 1165 wird erstmals ein Pfarrer in Brixen urkundlich erwähnt, ein gewisser Swithard. Der ursprüngliche Kirchenpatron war der hl. Martin, erst seit dem 14. Jahrhundert wurde er vom Marienpatrozinium überlagert.
Der Antlassritt
Im 17. Jahrhundert ist die Entstehung des berühmten „Antlassrittes“ anzusetzen, einer Prozession zu Pferd, die von den Bauern der drei Gemeinden Westendorf, Brixen und Kirchberg durchgeführt wird – in dankbarer Erinnerung daran, dass das Brixental vom Schwedeneinfall im Dreißigjährigen Krieg verschont blieb. Seine Wurzeln hat er möglicherweise in einem alten germanischen Flurritt. Der Antlassritt findet alljährlich am Fronleichnamstag statt, die Bauern sitzen in heimischer Tracht auf den festlich aufgeputzten Pferden, auch die jeweiligen Priester reiten mit dem Allerheiligsten mit. Der Umzug beginnt am Platz vor dem Dechanthof in Brixen im Thale und führt dann zur Klausenkapelle mit der berühmten Inschrift „bis hierher und nicht weiter kamen die schwedischen Reiter“ und von dort wieder zurück. Die farbenprächtige Prozession ist heute noch erlebtes, ehrliches Brauchtum und überdies eine kulturelle Sehenswürdigkeit von überregionaler Bedeutung.